Start-ups sorgen für neue Impulse in der Hongkonger Gastronomieszene

Eine Reihe junger Unternehmer bringt Bewegung in die legendäre Hongkonger Esskultur.

BildIhr Konzept beruht darauf, dass Amateur-Meisterköche, die zuhause nicht genug Platz zum Bewirten von Gästen haben, und angehende Profis eine kulinarische Plattform erhalten, ohne die Kosten für ein eigenes Restaurant aufbringen zu müssen.

Patta Arkaresvimun ist Mitbegründerin von BiteUnite in Wan Chai, das ein Hub für ihre Kochen, Kreieren und Teilen-Community werden soll. Das Start-up, das Arkaresvimuns Leidenschaft für das Kochen und Teilen von gutem Essen verkörpert, agiert als gemeinsame Küche, Eventplatz, Café und Küchenchef-Inkubator. „In Bangkok aufgewachsen, waren gute Qualität und frisches Essen meine erste Liebe,“ erläutert sie. Nach ihrem Studium als Architektin lebte und arbeitete sie weltweit und lernte verschiedenste Küchen kennen. „Ich reiste zwischen Singapur, Frankreich, Hongkong und San Francisco und kehrte 2004 nach Hongkong zurück, um als Kreativdirektorin mit Schwerpunkt Innovation und Design zu arbeiten.“

Durch das Aufkommen der Shared Economy sah sie die Chance, sich ihre Passion für Lebensmittel und Essen zu erfüllen. Sie verließ ihre bisherige Arbeit für BiteUnite, das sie zusammen mit Tanarak Visessonchoke gründete.

Gemeinsame Erfahrungen
„Ich sah die sich ändernden Verhaltensweisen der Millenials und der Gen Z Generation. Diese sind sehr sozial eingestellt, mögen es abzuhängen und sind bereit zu teilen. Sie suchen nach Erfahrungen statt Produkten,“ so Arkaresvimun. Ihr Geschäft, das Online und Offline verbindet, entwickelte sich nach der Gründung im Oktober 2015 organisch. „Im März 2016 führten wir die erste Version einer digitalen Plattform ein, die Gäste mit den Küchenchefs verbindet. Im November 2016 folgte die Eröffnung der ersten Community-Küche.“

„Online können die Gäste Speisen ordern, eine einzigartige Speiseerfahrung oder private Dinner buchen sowie sich für Kochkurse melden. Die Online-Plattform hat zudem Funktionen, die den Küchenchefs bei der Geschäftsabwicklung helfen, etwa ein umfangreiches Dashboard, um die Erträge zu ermitteln, die beliebtesten Posten und Events zu identifizieren, ihre Reservierung in einer der lizensierten Küchen zu machen, Events und Klassen anzubieten oder ein eigenes Profil anzulegen.“

Offline steht eine moderne, gemeinsame Küche und Event Location, wo die Chefs kochen und ihr Essen mit anderen teilen können, zur Verfügung. Chefs, die auf der Plattform registriert sind, können die Event Location auch für private Essen und Veranstaltungen buchen, eine Erweiterung für die lokale Food-Szene. Sehr beliebt sind zudem die Kochkurse, die die BiteUnite Chefs unter anderem für Kinder und private Gruppen anbieten.

Vorteile für Mitglieder
Jeder kann sich als BiteUnite Chef bewerben. „Wir haben Mitglieder aus allen Gesellschaftsschichten,“ so Arkaresvimun. „Um die gemeinsame Küche zu nutzen, muss man sich für eine Mitgliedschaft bewerben, die erschwinglich ist und keine limitierten Zeiten für die Küchennutzung setzt.“ Als Café ist BiteUnite von 9:00 bis 17:00 Uhr geöffnet und serviert Getränke und verschiedene Gerichte der Chefs. Zusätzlich zu der Präsenz in den sozialen Medien wächst das Unternehmen durch Kooperationen mit Airbnb, die das Angebot von BiteUnite auf ihrer Webseite promoten, und CreativeMornings Hong Kong, eine Frühstücks-Vortragsserie für die globale Kreativszene. Dazu kommen starke Partnerschaften mit vergleichbaren Marken in Hongkong, zu denen Yoga Studios, Mode- sowie Lebensmittel- und Getränkemarken und Hongkonger Craft-Bier Brauereien gehören.

Nach der erfolgreichen Etablierung des Unternehmens in Hongkong bauen die Gründer jetzt ein zweites BiteUnite in San Francisco auf, das im Sommer 2018 öffnen soll. Patta Arkaresvimun ist davon überzeugt, dass die Millenials die treibende Kraft für diese Art des Geschäfts sein werden. „Der Sektor der gemeinsamen Küchen wird in den nächsten zwei oder drei Jahren weiter wachsen, da Entrepreneure und kleine Geschäfte zunächst den Markt testen möchten und Alternativen zu den hohen Mieten suchen, die es gerade im Gastronomiebereich in vielen Städten gibt,“ erläutert Arkaresvimun. „Diese leidenschaftlichen Foodpreneurs suchen nach erschwinglichen Möglichkeiten, das Geschäft zu starten, dabei aber die strikten gesetzlichen Anforderungen für das Lebensmittelgeschäft einzuhalten. Mit unserer Lebensmittellizenz, der dynamischen Gemeinschaft und den Markenpartnerschaften bieten wir Dutzende von Vergünstigungen für die BiteUnite Mitglieder.“

Die Vision der Gründer ist ambitioniert. „Wir wollen nicht nur eine Küche in der Stadt sein, wir wollen international zu einem Küchenchef-Inkubator werden.“

Pop-up mit ausländischen Küchenchefs
Ein Aufenthalt in New York inspirierte Vincent Mui bei der Rückkehr nach Hongkong zu einem Pop-up-Essenskonzept. TEST KITCHEN wurde 2015 etabliert, um verborgene Talente aus aller Welt zu präsentieren. Laut Mui sind viele Küchenchefs an ihren Arbeitsplätzen bei der Kreation eigener Menüs eingeschränkt. Zudem gebe es talentierte Privatköche, die bereits lange für andere kochen und dann eine neue Karriere anstreben. „Ich bin überzeugt, dass talentierte Chefs mit einer Leidenschaft für das Kochen von überall und aus allen Gesellschaftsschichten kommen können,“ so Mui. „TEST KITCHEN gibt ihnen eine Bühne, um das zu tun, was sie lieben und ihre Geschichten mit anderen zu teilen.“

Köche aus Übersee, die in die Metropole kommen, werden bei TEST KITCHEN vorgestellt und erhalten so einen Zugang zu einem der kulinarischen Hotspots Asiens. Bis heute haben Chefs aus den USA, Thailand, den Philippinen, Deutschland, Island und vielen anderen Ländern ihr Können in dem Pop-up-Restaurant in Sai Ying Pun gezeigt. Auch lokale Küchenchefs sind willkommen, um ihre Konzepte zu testen.

Den Dialog fördern
Alle Chefs hatten Interesse, lokale Meeresfrüchte und Gemüse für ihre Menus zu verwenden und diese auf den örtlichen Märkten zu kaufen. Dabei lernen sie die Metropole und ihre Produkte kennen. Die übliche Verweildauer beträgt eine Woche und in jedem Monat wird ein neuer Chef präsentiert. Die Informationen dazu gibt es auf der eigenen Webseite, die auch zur Buchung genutzt werden kann. „Alle sitzen an Gemeinschaftstischen und wir fördern den Dialog zwischen den Gästen. Es ist eine sehr soziale Erfahrung,“ betont Mui. „Zudem ist die Küche einsehbar und der Chef geht ein und aus, um die Gäste kennenzulernen. Das ist einzigartig.“

Laut Mui zahlen die Chefs selbst nichts und bekommen auch keine Zahlungen. TEST KITCHEN übernimmt die Kosten. Das Unternehmen finanziert sich hauptsächlich durch die Pop-ups sowie private Veranstaltungen in den Räumen. Auch nach nunmehr drei Jahren ist das Konzept von TEST KITCHEN unverändert beliebt. „Jedes Pop-up ist ausgebucht, denn die Hongkonger lieben es, neue Dinge zu testen. Die Chance, ein authentisches mexikanisches Taco oder einen langsam gekochten Fisch aus Island zu probieren, macht einen Teil es Charmes für unsere Gäste aus.“

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